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Das M.A.Y.A.-Prinzip

Oder wie viel Neues vertragen wir eigentlich?

nachdenklicher Smiley

Eine Recherche hat gezeigt, dass das meist verwendete Wort im Marketing “NEU” ist. Diese Erkenntnis spiegelt sich stark in der Gesellschaft, in der wir leben. Man würde fast meinen wir lieben alles was neu ist, aber ist das wirklich so?

grumpy cat meme

Nein!
Wir mögen nichts neues ...

Denn, wie es aussieht, sind unsere Gehirne in Wirklichkeit darauf programmiert, das Vertraute dem Neuen vorzuziehen und das aufgrund des Mere-Exposure-Effekts.

Der Mere-Exposure-Effekt

Darunter versteht man in der Psychologie den Befund, dass allein die wiederholte Wahrnehmung einer anfangs neutral beurteilten Sache ihre positivere Bewertung zur Folge hat. Heißt so viel wie: „Zeig uns lang genug eine Sache und wir werden sie irgendwann mal cool finden…”

lehrerin vor tafel emoji

Es gibt sogar Studien, die gehen so weit zu behaupten, dass dies sogar in unserer DNA verankert ist. Die Theorie: Wenn der Urmensch eine Pflanze sah und er diese wiedererkannte, dann war die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ihn diese nicht umgebracht hatte – also super 😀

Noch zwei weitere interessante Beispiele dazu:

Was es beudetet M.A.Y.A.?

An dieser Stelle kommt Raymond Loewy ins Spiel. Ein visionärer Designer, der das alles schon sehr früh erkannt hat und das mit dem MAYA-Prinzip erklärte:

Pfeil im Kreis Most Advanced Yet Acceptable

Für ihn war klar, wenn du möchtest, dass die Leute deine Produkte kaufen, dann musst du dich im Design auf dem schmalen Grat zwischen dem aufregenden Neuen und dem Vertrauten bewegen.

„A lot of people are open to new things. As long as they look like the old ones.“

Raymond Loewy Portrait   Raymond Loewy

Das perfekte Beispiel hierfür ist die aktuelle Entertainment Industrie. Filme, Musik, Spiele, etc, es sind immer bekannte Muster, die als Grundlage dazu dienen, dass wir eine neue Version davon akzeptieren können.

Raymond Loewy - the father of industrial design.

Ein französischer Waisenjunge, der ein ganzes Jahrhundert nach seiner Vorstellung gestaltet hat. Man könnte ein ganzes Museum mit seinen Designs füllen.

Bildgalerie mit Designs von Raymond Loewy

Was lernen wir daraus?

Wir sollten für die Zukunft gestalten, aber gleichzeitig darauf hinarbeiten, die Zukunft schrittweise zu liefern. Dies ist grundlegend, wenn wir möchten, dass die Menschen unsere Produkte annehmen und kaufen.

Dabei geht es allerdings nicht immer nur um die Entwicklung neuer Produkte. Wenn wir auf sinnvolle Art und Weise eine Verbindung herstellen möchten, dann bedeutet Innovation nicht das Vertraute loszulassen. Vielmehr geht es dabei darum, Dinge auf eine Weise zu entwickeln, die resoniert, indem wir eben darauf achten, das Neue mit dem Bekannten zu vermischen.

Das beste Beispiel hierfür ist der iPod.

die entwicklung vom ipod zum iphone

Abbildung: Blogbeitrag – The MAYA Principle

Obwohl dieser bei der Einführung ein total neues Gerät zur Steuerung und Wiedergabe von Musik war, war er dennoch intuitiv und vertraut. Danach hat Apple ihn allerdings nicht komplett neu erfunden, sondern nur kleine Änderungen vorgenommen und langsam mit jeder Iteration das Gerät immer weiter verfeinert. Als die Technologie fortschrittlicher wurde, entfernten die Designer das gesamte Bedienfeld, und die User fühlten sich dennoch durch die vorigen Design damit vertraut.

apfel auf türkisem hintergrund

Wir gewöhnen uns sogar an Ärgernisse

Hast du schon mal bemerkt, wie sehr wir uns an die Ärgernisse des täglichen Lebens anpassen?

Nehmen wir zum Beispiel diese lästigen Obststicker. Beim ersten mal war es super nervig, diesen Sticker vom Apfel zu entfernen. Stücke von der Apfelschale unterm Fingernagel, während man versucht, das lästige Stück Pickerl irgendwie vom Finger zu bekommen… allerdings … nach dem 1000sten Apfel „ist das halt eben einfach so“ – Wir haben uns daran gewöhnt und es hingenommen.

Es gibt unzählige solcher Ärgernisse, die teils sogar unbemerkt bleiben, die wir dann im Alltag einfach gewohnt hinnehmen.

Die Aufgabe für uns DesignerInnen:

Im Design und in der User Experience geht es für uns genau darum diese Ärgernisse zu erkennen und dann noch einen Schritt weiter zu gehen nämlich eine passende Lösung dafür zu finden. Im Grunde versuchen wir immer Frust in nahtlose Erfahrungen zu verwandeln, denn nur wenn wir den Status-Quo herausfordern können wunderbare neue Dinge entstehen.

Zwei Beispiele die zeigen warum das wirklich wichtig ist:

Steve Jobs hatte hier einen Ansatz um Frust in nahtlose Erfahrungen zu verwandeln, er nannte es “Staying Beginners”.

Dabei geht es darum, das Produkt, das Erlebnis, die Funktion etc. immer durch die Augen eines frischen „Newcomers“ zu betrachten. Denn nur auf diese Weise ist es einem Möglich die Ängste und Ärgernisse zu erkennen und zu verstehen, die ein User mit einem Produkt haben kann.

Genau diese Art zu denken führte am Ende dazu, dass der Akku beim iPod vorher schon vollständig aufgeladen wurde. Das führte am Ende zu einem neuen Branchenstandard, denn nun sind alle Geräte mit Akkus precharged und somit ready to use.

Fazit

Wir sollten für die Zukunft gestalten, aber gleichzeitig darauf hinarbeiten, die Zukunft schrittweise zu liefern. Dies ist grundlegend, wenn wir möchten, dass die Menschen unsere Produkte annehmen und kaufen.

Also gerne neu, aber bitte nur in Häppchen 🙂

So kannst du mit uns in Kontakt treten: